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Businessplan, aber richtig!

Wie sagt das Sprichwort? „Planung ist das halbe Leben“. Je genauer wir unser Geschäft planen, organisieren und überwachen, desto leichter können wir unsere Ziele erreichen. Egal ob es ein neues Geschäftsmodell ist oder die Neugründung eines Weinguts, es sollte auch finanziell durchdacht sein. Dazu sollte ein Businessplan erstellt werden, den auch die Banken für eine Finanzierung fordern. Was in einen Businessplan gehört und wie er am besten erstellt wird, lesen Sie hier.

Ein Businessplan ist der Oberbegriff für verschiedene Finanzpläne, wie zum Beispiel die Budget-, die Liquiditäts- oder die Investitionsplanung. In der Regel wird ein Businessplan anlässlich der Neugründung eines Unternehmens für einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren erstellt und in den Folgejahren laufend aktualisiert.

Da der Blick in die Zukunft auch immer ein Stück weit der Blick in die Kristallkugel ist, ist es umso wichtiger, bei der Erstellung ein möglichst realistisches Bild des Unternehmens zu zeichnen – ein sogenannter „real case“. Außerdem werden in einem Businessplan alle Ziele, Strategien, Aktivitäten, Chancen und Risiken aufgezeigt. Neben dem real case werden gelegentlich auch weitere „cases“ entwickelt, zum Beispiel der „best case und worst case“. Dadurch kann zusätzlich aufgezeigt werden, wie sich ein Geschäft entwickeln könnte, wenn alles besonders gut oder eben besonders schleichend verläuft.

Controlling mit dem Businessplan

Die im Businessplan definierten Planzahlen werden regelmäßig (zum Beispiel auf Monatsbasis) mit den tatsächlich erreichten Zahlen (IST Zahlen) abgeglichen. Die Geschäftsführung kann hieraus ablesen, ob das Unternehmen auf dem richtigen Kurs ist oder ob in einzelnen Bereichen gegengesteuert werden muss. Hier fällt der Blick zunächst auf die geplanten Umsatzerlöse und in einem zweiten Blick natürlich auf die Kosten. Kommt es hier zu deutlichen (positiven als auch negativen) Planabweichungen, muss die Geschäftsführung Entscheidungen treffen und konsequent handeln. Im positiven Fall kann dies beispielsweise die Einstellung weiterer Mitarbeiter oder im negativen Fall auch die Entlassung von Mitarbeitern sein.

Basis für Investitionen und Finanzierungen

Ein Businessplan richtet sich sowohl an interne Adressaten wie zum Beispiel Gründer, Geschäftsführer, Führungskräfte oder Mitarbeiter als auch an externe Adressaten wie beispielsweise Banken, Investoren oder Behörden.

Kapitalgeber erkennen anhand des Businessplans recht schnell, wie gut oder schlecht ein Gründer sich mit seiner Geschäftsidee auseinandergesetzt hat.

Sven Wagner

Bei der Unternehmensneugründung, der Unternehmensübernahme (Kauf) oder bei späteren Wachstumsfinanzierungen ist es wichtig, einen plausiblen und detaillierten Businessplan bei Kapitalgebern wie Banken oder Investoren zu präsentieren. Denn die beste Idee bringt nichts, wenn es niemanden gibt, der die Idee finanzieren will. Kapitalgeber erkennen anhand des Businessplans recht schnell, wie gut oder schlecht ein Gründer sich mit seiner Geschäftsidee auseinandergesetzt hat.

Inhalte eines Businessplans

Der Businessplan sollte sowohl das wirtschaftliche Konzept detailliert beschreiben als auch die einzelnen Unternehmensbereiche. Die Chancen und Risiken des Unternehmens müssen ebenfalls im Businessplan dargestellt werden. Inhaltlich teilt sich ein Businessplan in zwei Bereiche auf:

1) Qualitative Inhalte

  • Wer gründet beziehungsweise übernimmt das Unternehmen? Wer sind die Mitglieder Ihres Unternehmerteams? Wer besetzt den Posten der Geschäftsführung? Wer übernimmt das Management? Alle Hauptpersonen werden mit ihrer Funktion und den bisherigen Berufserfahrungen kurz vorgestellt.
  • Welche Rechtsform passt zu Ihrer Gründung beziehungsweise Ihrer Betriebsübernahme und vor allem zu Ihnen? Sie haben die Wahl zwischen Personengesellschaften – zum Beispiel einer Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), Kapitalgesellschaften – zum Beispiel einer Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) und sonstigen Rechtsformen – zum Beispiel einem Einzelunternehmen. Ihre Wahl sollte gut durchdacht sein.
  • Zu der Kapitalausstattung gehören die Gründungskosten, Investitionen und die laufenden Kosten. Wie viel Geld benötigen Sie, bis ihr Unternehmen die Gewinnschwelle erreicht?
  • Unternehmensziele sind Richtlinien, die den Mitarbeitern als Motivation und Orientierung dienen. Zu den Unternehmenszielen gehören lang-, mittel- und kurzfristige Ziele. Außerdem beinhalten die Unternehmensziele die Vision und Mission des Unternehmens.
  • Was für ein Produkt oder welche Dienstleistung wollen Sie verkaufen? Welches Angebot bieten Sie ihren Kunden? Gibt es schlagende Kaufargumente? Hat Ihr Produkt oder Ihre Dienstleistung spezielle Eigenschaften, die einen größeren Kundennutzen schaffen?
  • Die Darstellung der Markt- und Mitbewerbersituation dient der Erforschung der Zielgruppe, der Analyse der Wettbewerber, der Einschätzung des Marktpotenzials und zur Vervollständigung des Businessplans.
  • Vor allem rechtliche und marktspezifische Markteintrittsbarrieren müssen überprüft werden. Muss zum Beispiel eine bestimmte Deklarierung auf der Verpackung vorhanden sein?
  • Die Zielgruppe sollte möglichst genau definiert werden, denn andere Teile des Businessplans bauen darauf auf. Fragen Sie sich: An wen richtet sich meine Idee/mein Unternehmen? Wie sieht die Altersstruktur aus? Wird mein Produkt nur national oder international verkauft?
  • Produktion: Was soll produziert werden? Welche Voraussetzungen sind dafür erforderlich (technisch als auch gegebenenfalls rechtlich)?
  • Rohstoffbeschaffung: Wie sieht der Herstellungsprozess aus? Welche Rohstoffe werden benötigt? Wer liefert diese? Müsse Rohstoffe zugekauft werden? Welche Maschinen und Räumlichkeiten werden benötigt?
  • Die Personalplanung beinhaltet die Mitarbeiteranzahl, wann wie viele Mitarbeiter eingestellt werden, welche Funktion die Mitarbeiter übernehmen und wie hoch die Personalkosten sind.
  • Die Marketingstrategie sollte detailliert beschrieben werden. Dazu gehört zum Beispiel ein Zeitplan, die Kundenbetreuung, die Vertriebsstrukturen und -kanäle, das Budget und die Mitarbeiterplanung.
  • Das Organigramm ist eine grafische Darstellung, die der Veranschaulichung Ihres Unternehmens dient. Aus dem Organigramm muss ersichtlich sein, welche Personen im Unternehmen welche Aufgaben- und Verantwortungsbereiche übernehmen. Zusätzlich gibt das Organigramm Aufschluss über betriebliche Abläufe, hierarchische Strukturen und Abteilungen.
  • Die SWOT-Analyse (Stärken, Schwächen, Chancen und Risiken) kann Teil des qualitativen Businessplans sein. Sie kann sowohl grafisch dargestellt werden als auch in Form einer Tabelle. Wichtig ist: Der Leser muss alles auf einmal sehen.

2) Quantitative Inhalte

  • Budgetplanung mit Umsatz- und Kostenplanung, daraus resultierend die Gewinnplanung mindestens auf Jahresbasis. Für das jeweils kommende Geschäftsjahr empfiehlt sich eine Planung auf Monatsbasis.
  • Investitionsplanung: Wann sind welche Investitionen in welcher Höhe erforderlich? Können diese aus dem laufenden Geschäftsbetrieb heraus finanziert werden oder sind externe Finanzierungen erforderlich? Zins- und Tilgungsleistungen sind dann gegebenenfalls zu berücksichtigen.
  • Liquiditätsplanung: Hier werden vereinbarte Zahlungsziele mit Kunden und Lieferanten berücksichtigt. Wichtig ist, dass die Zahlungsfähigkeit des Unternehmens stets sichergestellt ist und mit Banken für Liquiditätsunterdeckungen ausreichend hohe Betriebsmittelkreditlinien vereinbart werden.
  • Bei Neugründung sollten auch die Gründungskosten berücksichtigt werden.
  • In der Kapitalbedarfsrechnung wird festgelegt, wie viel Kapital das Unternehmen insgesamt (inklusive Betriebsmittelkredit) benötigt und wofür das Geld eingesetzt wird.
  • Finanzierungsplanung: Woher stammt das Kapital, um die geplanten Ausgaben zu finanzieren (Eigenkapital, Gesellschaftereinlagen, Kredite)? Im Rahmen von Finanzierungen sind die Fristigkeiten (Laufzeiten der Kredite) zu berücksichtigen. In der Regel orientiert sich die Kreditlaufzeit an der steuerlichen Abschreibungsdauer.
  • Es können verschiedene Förderungen und Zuschüsse, wie zum Beispiel Förderdarlehen oder Gründungszuschüsse beantragt werden.
  • Unternehmerlohn: Der Gründer beziehungsweise Unternehmer sollte ein für sich, entsprechend seiner Qualifikation, angemessenes Gehalt berücksichtigen.
  • Durch die Preiskalkulation wird der Verkaufspreis, also der Preis für ein Produkt oder eine Dienstleistung, festgelegt.
  • Bei der Deckungsbeitragsrechnung werden die variablen Kosten von den Umsätzen in Abzug gebracht. Der Deckungsbeitrag kann für ein einzelnes Produkt, eine Produktgruppe oder die gesamte Absatzmenge bestimmt werden. Der ermittelte Wert sagt aus, wieviel dem Unternehmer zur Deckung seiner Fixkosten zur Verfügung steht. Um Gewinn zu erzielen, muss der Deckungsbeitrag also stets höher sein als die Fixkosten.

Aktualisierung und Anpassung

Ein Businessplan ist nicht nur für die Gründung eines Unternehmens wichtig, er begleitet das Unternehmen und die Geschäftsführung laufend. Wie oben bereits beschrieben, handelt es sich um eine möglichst realistische Planung. Diese Planung wird aber umso schwieriger, je weiter wir den Blick in die Zukunft wagen.

Ein Businessplan ist nicht nur für die Gründung eines Unternehmens wichtig, er begleitet das Unternehmen und die Geschäftsführung laufend.

Sven Wagner

Beispielsweise haben sicherlich wenige die aktuell explodierenden Energiekosten aufgrund kriegerischer Auseinandersetzungen im Businessplan für das Jahr 2022 berücksichtigt. Optimalerweise wird der Businessplan für das kommende Geschäftsjahr im letzten Quartal des aktuellen Jahres erstellt und finalisiert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit weicht der Businessplan für das kommende Geschäftsjahr von dem ursprünglich erstellten Businessplan ab, da sich Geschäftsentwicklungen nun mal nicht hundertprozentig vorhersehen lassen. Daher ist es erforderlich, den Businessplan laufend zu überprüfen und ggf. an die tatsächlichen Umstände anzupassen.

Hilfe beim Erstellen

Unterschiedlichste Institutionen helfen bei der Erstellung eines Businessplans. Wichtig sind dabei aber zwei Dinge. Zum einen ist es enorm wichtig, dass sich der Unternehmer den Businessplan nicht einfach schreiben lässt, sondern sich selbst intensiv mit der Erstellung und den Planzahlen auseinandersetzt. Denn es ist seine Idee, sein Unternehmen und letztlich auch seine Verantwortung, dass unternehmerische Ziele erreicht werden. Zum anderen ist es wichtig, einen Berater zu wählen, der möglichst aus der Branche kommt und die Planung des Unternehmens auch kritisch hinterfragt und auf Plausibilität prüft.

Der Zeitfaktor

Wie viel Zeit für das Erstellen eines Businessplans benötigt wird, hängt insbesondere von der Komplexität des Vorhabens ab. In der ersten Phase muss sicherlich viel recherchiert werden, das ist aber wichtig, um sich mit seinem Markt kritisch auseinander zu setzten und ihn zu verstehen. Auch das eigentliche Schreiben und die Abstimmung mit einem Berater wird einige Zeit in Anspruch nehmen. Es macht daher Sinn, sich ausreichend Zeit einzuplanen und einen Zeitplan mit den erforderlichen Schritten zu erstellen.

Link zum Artikel:

https://www.verraten-verkauft.de/Verkauft/article-7130457-192840/businessplan-aber-richtig-.html

Autor: Sven Wagner

Geschäftsführender Gesellschafter
Die Weinberater GmbH
Lindenstr. 2
55452 Windesheim
Tel.: 06707 6668618
Mobil: +41 7 99 36 36 18
Mail: s.wagner@die-weinberater.wine

Über den Autor: Sven Wagner, ist Co-Founder der Unternehmensberatung „Die Weinberater GmbH“ und hat branchenunabhängig langjährige Erfahrung im M&A Geschäft und der Erstellung diverser Finanzpläne.

Die Weinberater GmbH aus Windesheim ist seit 2017 die Unternehmensberatung für die Weinbranche mit den Schwerpunkten Personalvermittlung, M&A, Investorenbegleitung beim Kauf von Weingütern, Design & Marketing, Vertrieb & Finanzen, Office Management, Interimsmanagement und Handelsberatung. Wir arbeiten für Sie pragmatisch & unabhängig. Gemeinsam erfolgreiche Wege gehen, das ist unser Antrieb für Sie. Wir beraten Sie gerne!

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